Der Rotmilan ist ein grosser, rostroter Greifvogel, der elegant am Himmel segelt. Er ist leicht an seinem gegabelten Schwanz zu erkennen, weswegen er im Volksmund auch Gabelweihe genannt wird.

Rotmilan
Rotmilan im Flug

Es ist ein wunderbarer Anblick, wenn man an einem Frühsommer Abend den Rotmilan seine Kreise ziehen sieht. Ein majestätischer Greifvogel mit beachtlicher Flügelspannweite.

Steckbrief
VogelgruppeHabichtartige
Länge56 – 73 cm
Spannweite 140 – 165 cm
Gewicht750 – 1300g
BrutortBäume
Brutdauer 30 Tage
Jahresbruten1
Gelegegrösse2 – 3
Nestlingsdauer / Flugfähigkeit50 – 55 Tage
Höchstalter EURING25 Jahre 8 Monate
Höchstalter CH25 Jahre 8 Monate
Verbreitung
Kurzbeschreibung

Der Rotmilan ist nach Bartgeier und Steinadler der drittgrösste einheimische Greifvogel. Die Vögel können stundenlang auf ihren schmalen, langen Flügeln kreisen und steuern dabei unablässig mit dem langen Gabelschwanz. Zur Balzzeit vollführen die Paare richtige Kunstflüge und äussern häufig ein wieherndes Trillern. Der Rotmilan hat sich bei uns in den letzten Jahrzehnten deutlich ausbreiten können. Der Schweizer Brutbestand ist zunehmend von internationaler Bedeutung, denn in vielen Regionen Europas sind die Vorkommen rückläufig.

Merkmale
  • rostbraunes Gefieder mit gestreiftem, hellem Kopf
  • verhältnismässig schmale Flügel, beim Gleiten nach hinten angewinkelt
  • stark gegabelter Schwanz
  • schlägt mit den Flügeln tief nach unten, weshalb sein Flug elegant und geschmeidig wirkt
  • beide Geschlechter gleich

Flugbild

Rotmilan im Flug

Der Rotmilan ist deutlich zu erkennen an seinem stark gegabelten Schwanz und seinem im Flug tief nach unten greifenden Flügeln die seinem Flugbild etwas sehr geschmeidiges verleiht. Die Unterscheidung zum Schwarzmilan kann relativ einfach am Vorhandensein der hellen Flügelfenster vorgenommen werden.

Um einen Bezug zur Grösse dieses Vogels aufzuzeigen, hier das Bild eines Tieres das im Deutschland gewildert wurde…

© Biologische Station
Fortpflanzung

Horstbau

Eine Besonderheit des Rotmilans sind seine unordentlichen Nester, denn Rotmilane lieben es, ihr Nest mit allerlei Fundstücken auszustatten! Vogelkundler fanden neben Plastiktüten, Unterwäsche, Arbeitshandschuhen und Tennisbällen sogar Plüschtiere, die ins Nest eingebaut wurden. Warum die Tiere dieses Verhalten zeigen, ist noch immer unbekannt.

Brut

Rotmilane sind ihrem Partner in der Regel über Jahre treu. Auch wenn sie den Winter nicht gemeinsam verbracht haben, treffen sich Weibchen und Männchen am Ende des Winters im Revier wieder. Die gleich danach beginnende Balz mit gemeinsamen Flügen, Futterübergaben vom Männchen ans Weibchen und schliesslich dem Ausbau des Nestes stimmt die Partner auf die Brutphase ein.

Zur Brut benötigen die Paare Bäume ausreichender Höhe zum Nestbau.
Brutplatzwechsel sind sehr häufig, weswegen mehrere Nester angelegt und sogar im Wechsel mit anderen Arten genutzt werden. Meist brüten sie am Rand von Wäldern oder in Gehölzinseln, nur selten tief im Wald.

Die ersten Rotmilane legen ab Ende März zwei bis drei Eier. Nach ca. 30 Tagen Bebrütung durch das Weibchen schlüpfen die Küken, die bei guter Versorgung rasant wachsen, 50 Tage nach dem Schlupf flügge sind und das Nest verlassen.

Den Grossteil der Fütterung von Weibchen und Küken übernimmt das Männchen. Erst später beteiligt sich auch das Weibchen an der Jagd. Daher steht und fällt der Bruterfolg von Rotmilanen mit der Nahrungsversorgung.

Die Brut in der Schweiz wird mehr und mehr wichtig, da der Bestand in Europa eher rückläufig ist.

Rotmilane im Nest © Simon Thorn
Nahrung

Rotmilane sind mit ihrer Nahrung nicht wählerisch: Früher war der Feldhamster ihr wichtigstes Beutetier. Heute ist der dieser selten geworden und zur Brutzeit sind Abfälle und Aas die wichtigste Nahrungskomponente. Danach folgen Vögel, dann Mäuse, Hasen (als Mahdopfer), Maulwürfe und Fische.

Die Greifvögel suchen über Dörfern und der offenen Landschaft nach Fleischabfällen und nach toten Tieren, plündern Drossel- oder Finkennester, schnappen einen toten Fisch aus dem nächsten Gewässer und fliegen hinter dem Mähwerk her, um die Mahdopfer aufzulesen oder sie den Krähen abzujagen.

Rotmilane sammeln also eher, als dass sie aktiv jagen. Besonders morgens stehen sogar Regenwürmer auf dem Speiseplan, die sie auf noch taunassen Äckern auflesen.

Während der Brutzeit müssen die männlichen Rotmilane den ganzen Tag aktiv sein, um ausreichend Futter für das Weibchen und die Jungvögel herbeizutragen.
Erst im Laufe der Brutzeit verändert sich die Nahrungszusammensetzung: Bevor die Grünlandmahd im späten Frühjahr einsetzt, sind Nestlinge von Singvögeln besonders wichtig, später werden Mahdopfer verfügbar.

Beispiel der Beutezusammensetzung (Gewichtsanteile) aus 24 gefilmten Rotmilanbruten in Niedersachsen:

Zugverhalten

Der Rotmilan ist ein Zugvogel – ab Oktober bricht er in wärmere Länder auf. Für den Zug in die Winterquartiere benötigen die eleganten Thermiksegler rund zwei Wochen, in denen sie täglich Strecken von 50 bis 200 km zurücklegen.
Auf dem Zug kommen Rotmilane oft zu grossen Schlafgemeinschaften zusammen.

Auffällig ist: Verbrachten früher noch sehr viele Rotmilane den Winter auf der Iberischen Halbinsel, so nimmt die Zahl der in Mitteleuropa und Südfrankreich überwinternden Vögel stetig zu.

In der Schweiz überwintern regelmässig 1.500 bis 1.800 Tiere. Aber auch Grossbritannien, wo die Art durch Wiederansiedlungsprojekte im Aufwind ist, Deutschland, Tschechien, Schweden und Italien werden immer beliebter als Überwitterungs-Ziel. Die heimischen Rotmilane kommen im März nach und nach zurück und besetzen hier ihre gewohnten Brutreviere.

Lebensraum

Rotmilane sind typische Bewohner der offenen Landschaft, benötigen aber ein Mosaik aus unterschiedlich bewirtschafteten Flächen und bewaldeten Gebieten. Über Äckern und auf Wiesen und Weiden, also Grünland, suchen sie nach Beutetieren.
Auch über kleinen Siedlungen und Dörfern und sogar über Autobahnen kann man sie manchmal auf der Suche nach Fressbarem segeln sehen, denn auch Aas und Abfälle verschmähen Rotmilane nicht.

Stimme
Bestand

In der Schweiz ca 2’800-3’500 Paare, der Bestand ist nicht gefährdet aber der Rotmilan wird gefördert.

Die Folgende Grafik von der Vogelwarte Sempach zeigt die Entwicklung des Brutbestandes in der Schweiz. Die Grafik zeigt die relative Entwicklung in der Schweiz (100=Mittelwert).

Quelle: Vogelwarte Sempach
Bedrohungen

Durch die Intensivierung der Landwirtschaft hat der Rotmilan Probleme, ausreichend Nachwuchs gross zu ziehen, weil immer mehr Grünland und Brachen für seine Nahrungssuche wegfallen. Eine weitere Bedrohung ist die Windenergie – immer mehr Rotmilane fallen den Rotoren der Anlagen zum Opfer!

Zur Brutzeit

Wie alle Vögel sind auch die Rotmilane während der Brutzeit sehr störungsempfindlich. Aus diesem Grund sollte während der Brutzeit von April bis Ende Juli auf Störungen verzichtet werden, dies betrifft insbesondere Forstarbeiten.

Intensive Landwirtschaft

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Lebensraum des Rotmilans stark gewandelt.

Hohe Düngergaben, der Einsatz von Chemie gegen Unkraut und Nagetiere sowie technischer Fortschritt bewirken, dass die Kulturen bereits im Frühjahr dicht und schnell aufwachsen.

Ein weiteres Problem ist der Verlust der Anbauvielfalt. Ganze Landstriche bestehen heute oft nur noch aus ein oder zwei Kulturen. Bei der Suche nach Nahrung treffen Rotmilane somit auf einen dichten Teppich aus Getreide oder Raps, der ihnen die Beutesuche erschwert.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte